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  • AutorenbildRemo Daguati, CEO LOC AG

Direktinvestitionen in der Schweiz: Gewinner und Verlierer


In den vergangenen Jahren hat sich auch in der Schweiz noch stärker akzentuiert, dass im Standortwettbewerb nur noch professionelle Strukturen und Abläufe zum Ziel führen. Schnelle Reaktion auf Anfragen, professionelle Netzwerke in den Zielmärkten und die Innovationskraft einer Region entscheiden das Rennen der Standorte. In der Schweiz erfüllen vor allem die Westschweiz, die Räume Zürich und Basel sowie einzelne Kantone der Zentralschweiz diese Anforderungen. Den weiteren Regionen verbleiben die Brosamen.

Horrendes Tempo im Standortwettbewerb

Das Tempo der Weltwirtschaft kennt keine zweiten Sieger: bei der Standortwahl von international führenden Unternehmen öffnen sich Entscheidungsfenster nur für sehr kurze Zeit. Multinationale Unternehmen überprüfen alle drei bis fünf Jahre ihre globalen Standorte. Dabei wird auch entschieden, ob diese erweitert, verlagert oder geschlossen werden. Länder, Regionen und Städte müssen im Wettbewerb der Standorte fähig sein, innerhalb von 4 bis 48 Stunden eine verbindliche Standortofferte abzugeben.

Standortförderungsteams gefordert

Die fachlichen Anforderungen an die Mitarbeitenden einer Standortförderung haben massiv zugenommen. Digitalisierung, Mehrsprachigkeit, Wissen zu Sektoren (Innovation) und Unternehmensfunktionen, Steuern und anderen Fachbereichen fordern das Team einer Standortförderung. Marketingtools und Prozesse müssen exakt abgestimmt sein, um dieses Tempo zu halten.

Westschweiz besonders gut gewappnet

Von den Schweizer Regionen konnte sich in den vergangenen Jahren besonders die Westschweiz erfolgreich positionieren. Sie konnte überdurchschnittlich viele Investitionsvorhaben für sich gewinnen. Das flächendeckende Netz der EPFL in verschiedenen Westschweizer Kantonen, kantonsübergreifende Technologienetzwerke in den Themen Life Science, ICT oder Unternehmensfunktionen, ein attraktives Umfeld für Talente dank pulsierenden Innenstädten (Lausanne Genf) sowie das sympathische Flair fürs „Savoir vivre“ überzeugen Entscheidungsträger in multinationalen Unternehmen überdurchschnittlich oft. Die Westschweizer Kantone verfügen mit der Greater Geneva Berne area (GGBa) über ein starkes Aussennetz mit eigenen Repräsentanten in verschiedenen Weltregionen. Der GGBa gelingt es so, bei interessierten Firmen innert kürzester Zeit persönlich vorzusprechen.

Grossraum Zürich als Dauermagnet

Der Grossraum Zürich profitiert von der Innovationskraft rund um die ETH, ICT-Brands wie Google oder IBM und seinem nach wie vor starken Finanzplatz. Aber auch die in der Greater Zurich Area zusammengeschlossenen Kantone um Zürich können punkten. Der Kanton Zug zieht immer mehr Start-ups für FinTech an, Solothurn konnte 2015 mit der Ansiedlung von Biogen das grösste Ansiedlungsprojekt der Schweizer Wirtschaftsgeschichte für sich gewinnen. Der Grossraum Zürich bleibt so ein Dauermagnet.

Luzern nutzt nationalen Ansiedlungskanal

Switzerland Global Enterprise, die nationale Standortpromotion, hat sich seit 2012 zum stärksten Kanal für die Gewinnung von ausländischen Investitionsvorhaben entwickelt. Die Swiss Business Hubs identifizieren dank einer minutiösen Selektion die richtigen Zielpersonen und Firmen, sodass durchschnittlich jedes 6. identifizierte Projekt zu einer Ansiedlung in der Schweiz führt. Kantone wie etwa Luzern, die ihre Abläufe und Ressourcen auf eine rasche Bearbeitung dieser Fälle ausgerichtet haben, profitieren denn auch überdurchschnittlich von diesen Projekten. Die Zentralschweiz hat sich denn auch mit der Universität Luzern, den Kulturangeboten (KKL Luzern), dem Bildungsangebot und attraktiven steuerlichen Bedingungen in eine gute Position im Standortwettbewerb gebracht.

Enorme Binnendynamik in Basel

Auch wenn der Raum Basel nicht regelmässig mit spektakulären Ansiedlungsmeldungen auf sich aufmerksam macht, so sorgen die Aktivitäten der beiden Pharmagrössen Roche und Novartis für eine eindrückliche Binnendynamik. Mit deren Wachstum, zahlreichen Spin-offs im Umfeld und überdurchschnittlich vielen Patentanmeldungen bleibt die Dynamik im Bereich Life Science hoch. Mit der Messe Basel gelingt es dem Standort Basel auch, in den Sektoren Luxusgüter und Kunst weltweite Aufmerksamkeit zu erlangen.

Ostschweiz bleiben die Brosamen

Zu den Verlierern im Standortpoker gehören die Ostschweizer Kantone. Ohne schlagkräftiges Aussennetz und mit weitaus geringeren Mitteln als alle anderen Landesteile können die Ostschweizer Kantone beim Buhlen um die volkswirtschaftlich bedeutenden Projekte nur selten mithalten. Auch zahlt sich negativ aus, dass die ETH Zürich ihre Forschungszentren stark auf Zürich zentralisiert und – im Gegensatz zur EPFL – kaum Ableger in die Ostschweiz zulässt. Bereits zwei Bewerbungen der Ostschweiz für einen Netzwerkstandort des Schweizer Innovationsparks wurden abgelehnt, weshalb man in der internationalen Promotion beim wichtigsten Standortargument – der Innovationskraft – als einziger Landesteil auf der Karte fehlt. Nächstens stimmen die Ostschweizer Kantone darüber ab, ob sie gemeinsam mit dem Bund eine Expo 2027 durchführen, um der Region kantonsübergreifend neuen Elan zu verpassen.


Campus Biotech in Genf

Spezialist für Standortförderung:

Die LOC verfügt über mehrjährige Erfahrung in nationaler und kantonaler Standortpromotion sowie Innovationsförderung. Die LOC ist vertraut mit Fragestellungen der Bestandespflege sowie im Krisenmanagement. Dank Erfahrung in der Standortentwicklung unterstützt die LOC Organisationen in der Strategie- und Projektentwicklung sowie beim Ableiten von politischen Mehrjahresprogrammen. Entscheidungsträger treffen auf einen versierten und erfahrenen Sparringpartner.

Remo Daguati hat ein Lizentiat in Staatswissenschaften (Universität St.Gallen (HSG)) sowie einen Master in International Supply Chain Management (ETH Zürich). Bis 2011 war er erfolgreicher Standortförderer des Kantons St.Gallen. Als Leiter der nationalen Standortpromotion koordinierte sein Team 2015 die bislang grösste Ansiedlung der Schweiz (Biogen, Luterbach SO). Insgesamt konnte Remo Daguati in seiner beruflichen Laufbahn mit seinen Beratungsteams rund 350 Firmen in der Schweiz ansiedeln. Seit 2016 ist Remo Daguati als unabhängiger Berater tätig.

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