Ist weniger mehr? Warum die Direktinvestitionen in der Schweiz rückläufig sind
- Remo Daguati, CEO LOC AG

- 21. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Die Schweiz gilt seit jeher als attraktiver Standort für ausländische Direktinvestitionen (FDI). Ihre politische Stabilität, hochqualifizierte Arbeitskräfte, ein innovationsfreundliches Umfeld und der Zugang zu europäischen Märkten machen sie zu einem bevorzugten Ziel für internationale Unternehmen.
Doch in den letzten Jahren zeigt sich ein Wandel: Die Anzahl neuer Firmenansiedlungen durch ausländische Investoren ist rückläufig – ebenso wie die damit verbundenen neu geschaffenen Arbeitsplätze.
Rückgang mit System
Dieser Rückgang ist zunächst besorgniserregend. Im internationalen Standortwettbewerb stehen viele Länder unter Druck, möglichst viele Investoren anzuziehen. Dass die Schweiz hier quantitativ an Boden verliert, lässt sich jedoch nicht allein mit wirtschaftlicher Zurückhaltung oder internationalen Krisen erklären. Vielmehr steckt eine bewusste Strategie dahinter. Die Standortförderung – sei es auf Bundes-, Kantons- oder regionaler Ebene – setzt zunehmend auf Qualität statt Quantität. Das bedeutet: Die Eintrittshürden für neue Investitionsprojekte steigen, insbesondere was deren technologische Tiefe und langfristigen volkswirtschaftlichen Nutzen betrifft.
Technologischer Fokus statt Massenansiedlung
Im Zentrum steht eine stärkere Selektion. Projekte mit hoher technologischer Reife, Innovationskraft und Wertschöpfungspotenzial werden bevorzugt behandelt – nicht mehr jedes Callcenter oder jede Vertriebseinheit. Insbesondere Sektoren wie Life Sciences, Cleantech, ICT und Robotik stehen im Fokus. Der Rückgang in der Anzahl neuer Firmengründungen bedeutet also nicht zwingend eine Schwäche des Standorts, sondern vielmehr eine strategische Neuausrichtung. Das Ziel: Weniger, dafür qualitativ hochwertigere Investitionen, die langfristig Arbeitsplätze schaffen, Wissenstransfer fördern und die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz stärken.
Die Perspektive: nachhaltig attraktiv
Trotz rückläufiger Zahlen bleibt die Schweiz ein hochattraktives Ziel für FDI – gerade auch für Unternehmen mit Fokus auf Forschung, Entwicklung und Technologie. Der Standort profitiert weiterhin von einer stabilen Wirtschaft, einem exzellenten Bildungssystem und hoher Innovationskraft. Für die Zukunft zeichnet sich ab: Die Schweiz wird kein Ziel für Masseninvestitionen sein – sondern ein Premium-Standort für anspruchsvolle, nachhaltige und technologieintensive Projekte. Dies mag kurzfristig zu tieferen Zahlen führen, verspricht aber langfristig stabile Wertschöpfung und globale Wettbewerbsfähigkeit. Dies verpflichtet aber auch, bei den Rahmenbedingungen in Zukunft zu den Top-Standorten zu gehören.




