Standortförderung ist die „Frischzellenkur“ für jeden Wirtschaftsraum. Für politisch Verantwortliche ist sie auch ein Indikator, wie kompetitiv der Standort im Wettbewerb um Direktinvestitionen und Talente ist. Mit Ansiedlungen kommen nicht nur neue Technologien und hochtalentierte Mitarbeitende an einen Standort, damit verbunden ist auch ein erhebliches Steuersubstrat für die öffentliche Hand. Standorte, die sich im Standortwettbewerb wirksam promoten wollen, sollten deshalb bei ihrer Positionierung eine Zauberformel beachten.
Die Zauberformel für Standorte
Die Ansiedlungen ausländischer Unternehmen in der Schweiz sind zwar seit 2006 regelrecht eingebrochen und haben sich 2015 auf tiefem Niveau stabilisiert. Doch weniger ist oft auch mehr: zwar sind es zahlenmässig weniger Projekte, diese sind aber meist mit Hochtechnologien und Wertschöpfungstreibern verbunden. Entsprechend können nur wenige Standorte ein umfassendes Paket bieten, welches die Zauberformel erfolgreicher Standorte beachtet. Eine Zauberformel besteht aus einem innovativen Technologieumfeld, Rekrutierungsmöglichkeiten zur Gewinnung von Spezialisten für werttreibende Funktionen, rasch verfügbaren Immobilien sowie der wirksamen Promotion sämtlicher Rahmenbedingungen.
Konvergierende Technologien
Konvergierende Technologien sind ein wesentlicher Teil der Zauberformel für Standorte. Diese bezeichnen die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Bereich der Nanotechnologie, Biotechnologie und Informationstechnologie sowie den Neurowissenschaften (NBIC). Im Nachfrageverhalten nach Standorten der weltweit innovativsten Firmen zeichnete sich in den vergangenen Jahren ein Muster ab, wonach sich diese primär an Standorten niederlassen, welche alle konvergierende Technologien in sich vereinen. Wirtschaftsstandorte müssen glaubhaft aufzeigen, wo ihr Forschungsumfeld eine fachübergreifende Zusammenarbeit in Materialwissenschaften, Life Sciences (Biotech, Medtech, Chemie und Pharma), ICT sowie Neurowissenschaften aufweist und wie entsprechend qualifizierte Fachkräfte rekrutiert werden können. Standorte, denen dieser Nachweis misslingt, haben im Wettbewerb der Standorte meist das Nachsehen.
Werttreibende Funktionen
Geschäftsmodelle können verschiedenste Treiber haben: Innovationen, optimierte Prozesse und Strukturen oder die Erschliessung neuer Märkte. International erfolgreiche Unternehmen optimieren ihre Wertschöpfungsketten laufend. Unter Wertschöpfungsketten versteht man eine Reihe von Tätigkeiten, die ein Unternehmen einer bestimmten Branche ausführt, um nützliche Produkte oder Dienstleistungen auf dem Markt anbieten zu können. Da Unternehmen immer globaler agieren, verändern sich auch ihre Betriebsstrukturen, um komplexen Lieferketten und neuen Managementmodellen entsprechen zu können. Sechs Werttreiber sind dabei besonders zu beachten: 1.) Supply Chain (Einkauf und Lieferkette), 2.) Marketing und Vertrieb, 3.) Forschung und Entwicklung, 4.) Design und Markenaufbau, 5.) Produktion sowie 6.) Operational Excellence. Ein erfolgreicher Standort muss also – nebst qualifiziertem Personal für konvergierende Technologien – auch einen Pool von Talenten zur Verfügung stellen, welche obige Werttreiber und Funktionen innerhalb eines Unternehmens vorteilhaft weiterentwickeln.
Rasche Verfügbarkeit von Immobilien
Das Tempo im Standortwettbewerb ist horrend. Will man in der weltweiten Liga der volkswirtschaftlich hochwertigsten Ansiedlungen mitspielen, so ist die Verfügbarkeit von baureifen Standorten eine zwingend zu erfüllende Hausaufgabe. Standorte müssen proaktiv aufbereitet, Grundeigentümer zu Arealentwicklungen zusammengeführt werden. Denn: Entscheidfenster für eine Standortwahl von international tätigen Unternehmen öffnen sich zwischen drei und sechs Monaten. Regionen, die innert dieser Frist keine verbindliche Standortofferte abgeben können, verlieren die Fälle an andere Standorte oder müssen Wegzüge ansässiger Firmen in Kauf nehmen. Verschiedene Landesteile der Schweiz bauen deshalb im nationalen Netzwerk „Switzerland Innovation“ eigene Innovationsparks auf – Standorte mit Einrichtungen für Spitzenforschung, bezugsfertigen Gebäuden und Reserveflächen für Firmen.
Promotion der Rahmenbedingungen – auch im Steuerbereich
Ist das Produkt eines Standorts definiert und die Leitprojekte zur Standortentwicklung bestimmt, so kann abgeleitet werden, in welchen Marktgebieten, Sektoren oder Funktionen die entsprechenden Schlüsselpersonen in Firmen kontaktiert werden. Entsprechend der Präferenzen der Zielpersonen können die Kernbotschaften und der Marketing-Mix bestimmt werden. Dabei ist auch ein Entscheid zu fällen, welche Ressourcen für endogenes (d.h. die Pflege bereits ansässiger Unternehmen) und exogenes Standortmarketing (Gewinnung von neuen Unternehmen in Zielmärkten) eingesetzt werden.
Zauberformel bringt erhebliches Steuersubstrat
Mit Ansiedlungen kommen nicht einfach nur neue Technologien und hochtalentierte Mitarbeitende aus dem Hightech-Bereich an einen Standort, damit verbunden ist auch ein erhebliches wiederkehrendes Steuersubstrat für die öffentliche Hand. Pro geschaffenen Arbeitsplatz kann ein jährlich wiederkehrendes Steuersubstrat von CHF 30’000.- gewonnen werden. Ein durchschnittlicher Ansiedlungsfall in der Schweiz generiert im ersten Jahr zwischen 6 und 8 Arbeitsplätze, welche sich bereits im dritten Jahr verdoppeln. Ein Ansiedlungsfall hat somit konservativ betrachtet durchschnittlich jährlich wiederkehrende Steuereinnahmen von CHF 300’000.- zur Folge. Standorte, die sich im Standortwettbewerb geschickt positionieren, gewinnen nicht nur neue Technologien und frische Köpfe, sondern auf Dauer auch ein erhebliches Steuersubstrat. Sie müssen aber dafür attraktive steuerliche Rahmenbedingungen für Unternehmen wie auch für Schlüsselpersonen bieten können, sonst fallen sie schneller von der Short-List, als ihnen lieb ist.
Spezialist für Investment Promotion:
Die LOC verfügt über mehrjährige Erfahrung in nationaler und kantonaler Standortpromotion sowie Innovationsförderung. Die LOC ist vertraut mit Fragestellungen der Bestandespflege sowie im Krisenmanagement. Dank Erfahrung in der Standort- und Arealentwicklung unterstützt LOC Organisationen in der Strategie- und Projektentwicklung sowie beim Ableiten von politischen Mehrjahresprogrammen. Entscheidungsträger treffen auf einen versierten und erfahrenen Sparringpartner.
Remo Daguati war bis 2011erfolgreicher Standortförderer des Kantons St.Gallen. Als Leiter der nationalen Standortpromotion koordinierte sein Team 2015 die bislang grösste Ansiedlung in der Wirtschaftsgeschichte der Schweiz (Biogen, Luterbach SO). Insgesamt konnte Remo Daguati in seiner beruflichen Laufbahn mit seinen Beratungsteams rund 350 Firmen in der Schweiz mit einem Investitionsvolumen von weit über CHF 4 Milliarden ansiedeln. Seit 2016 ist Remo Daguati als unabhängiger Berater tätig. Remo Daguati verfügt über einen Abschluss in Political Sciences (Universität St.Gallen HSG) sowie International Supply Chain Management (Eidg. Technische Hochschule ETH).