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AutorenbildRemo Daguati, CEO LOC AG

Das Wachstum findet in den Agglomerationen statt

Augenreiben überall: die Schweiz wächst, aber kaum mehr in den Kernstädten. Die Städte leiden an Verdichtungsversagen. Auflagen erschweren das städtische Bauen. Doch nicht nur.


Die Schweizer Bevölkerung wächst stark und gleichzeitig nimmt die Wohnbautätigkeit ab. Das führt dazu, dass Wohnraum knapp wird. Immer mehr Einschränkungen behindern die Entwicklungen von Wohn- und Geschäftsbauten. Was der Lärmschutz, drohende Mietpreisdeckel, prohibitive Quoten zum gemeinnützigen Wohnungsbau oder Tieftempozonen in den Städten nicht anrichten können, besorgen letztendlich der Heimatschutz oder private Einsprecher. Das neue Raumplanungsgesetz führt nicht zur Verdichtung in den Städten. Man muss von einem eigentlichen Verdichtungsversagen sprechen.


Agglomerationsgemeinden absorbieren Wachstum

Immer mehr Investoren nutzen Ausweichmöglichkeiten in den Agglomeration sowie kleineren Regionalzentren. Schlieren, Köniz, Sursee oder Rheinfelden sind die neuen Stars der Entwicklung. Preisvorteile, pragmatischere Verfahren, gleichzeitig verbleiben viele Vorteile der Kernstädte, die über S-Bahn oder Regionalverkehr schnell erreicht sind. Nachdem die Wohnentwicklung in die Agglomerationen geschwappt ist, kommen immer mehr Investoren für Arbeitsplatzstandorte ebenfalls auf den Geschmack. Covid hat das Verhalten der Fachkräfte verändert: bei weniger Tagen Präsenz im Unternehmen und Remote-Arbeitsformen geht man auch gerne in einer Agglomerationsgemeinde zur Arbeit. Mutigere Arbeitsplatzkonzepte mit hybriden Nutzungskonzepten bringen diese Vorzüge neu auch in diesen Second-Tier-Cities zum Tragen. Sie bieten Platz für Gewerbe, Industrie und immer häufiger auch wissensbasierte Dienstleistungsfunktionen mit Bildung und Forschung.


Kernstädte müssen sich neu positionieren

Städte sind also kein Selbstläufer mehr. Viele Innenstädte darben und sind austauschbar geworden: überall derselbe Warengruppenmix, ähnliche Brands (Textilien und Mobile-Shops), zu wenig Abwechslung und Verweilqualität. Mehr noch: eine äusserst sensible Öffentlichkeit ritzt die Wirtschafts- und Eigentumsfreiheit in immer neuen Bereichen. Hemmende Mehrwertabschöpfung und starre Nutzungsvorgaben bei Verdichtungsprojekten, flächendeckende Tieftempozonen auf Hauptachsen mit Erreichbarkeitsverlust über alle Verkehrsträger, Ausschluss von Verkehrsträgern statt Intramobilität. Zahlreiche ergänzende Hemmnisse (Stadtklima, Lärmschutz, Denkmalpflege) haben einen toxischen Mix entstehen lassen. Nicht nur Neubauprojekte, sondern auch Ersatzneubauten in Transformationsarealen bleiben so auf der Strecke. Dabei wären die Städte nach wie vor die Orte des Wissens und der Innovation: Universitäten und Fachhochschulen bringen hier die Talente von Morgen hervor. Die Stärken der Städte müssen nur schon deshalb wieder zum Tragen kommen. Das Verdichtungsversagen verlangt aber neue Ansätze bei Raumentwicklung wie Architektur: die Städte müssen wieder zum Himmel wachsen, um ihre Pluspunkte auszuspielen.


Blick auf Köniz im Agglomerationsgürtel der Stadt Bern

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